Das Land der Eisbären

Einige hundert Kilometer von der norwegischen Küste entfernt, liegt in Richtung Nordnordwest das nächste große Ziel – der Archipel Svalbard, bei den meisten als Spitzbergen bekannt. Svalbard, so der norwegische und häufig verwendete Name, gehört verwaltungstechnisch zu Norwegen. Die außerordentliche Schönheit und Größe dieser nördlich des Polarkreises gelegenen Inselgruppe hat ihren ganz besonderen Reiz. Die Wahrscheinlichkeit, Eisbären in freier Wildbahn zu sehen, liegt bei nahezu 100 Prozent. Dies ist auch der Hauptgrund, warum die Anzahl der Schiffsreisenden in den letzten Jahren so stark zugenommen hat. Das gesamte Land ist trotz seiner Größe, die in etwa der von Bayern entspricht, praktisch eine unbesiedelte und weitgehend unberührte Wildnis. Zudem ist Spitzbergen eine der wenigen Inseln im arktischen Polarmeer, die dank des internationalen Flughafens in Longyearbyen auch ohne Schiff bequem zu erreichen sind.

Der norwegische Name der Inselgruppe lässt sich mit ›kalte Küste‹ übersetzen. Die Bezeichnung kommt ursprünglich aus der Sprache der Wikinger und wurde von der norwegischen Regierung im Jahre 1920 eingeführt, auch um einen historischen Anspruch der Norweger auf den Inselarchipel zum Ausdruck zu bringen. Im deutschen Sprachgebrauch wird jedoch meistens die Bezeichnung Spitzbergen verwendet, obwohl sich dieser Name geografisch gesehen eigentlich nur auf die Hauptinsel des Archipels bezieht. Neben der Hauptinsel zählen zu Svalbard neben vielen sehr kleinen Inseln noch: Nordostland (Nordaustlandet), Edge-Insel (Edgeøya), Barentsinsel (Barentsøya), Kvitøya, Prins Karls Forland, Kongsøya, Bjørnøya, Svenskøya und Wilhelmøya.

Die Bezeichnung Spitzbergen geht eigentlich auf die offizielle Entdeckung durch den Holländer Willem Barents zurück. Er hat wohl angesichts der spitzen Berge, die entlang der Westküste stehen, diesen Namen für besonders passend gehalten.

Geografie

Die Inselgruppe Spitzbergen befindet sich zwischen dem 74. und 81. Grad nördlicher Breite sowie zwischen dem 10. und 35. Grad östlicher Länge. Der Archipel bildet mit dieser geografischen Lage nicht nur den nördlichsten Teil Norwegens, sondern auch den nordöstlichsten Abschluss des europäischen Nordmeeres sowie den nordwestlichsten der Barentssee. Die Inseln besitzen insgesamt eine Fläche von 61 022 Quadratkilometern, wobei die Hauptinsel Spitzbergen bereits mehr als die Hälfte davon abdeckt. Der höchste Berg des Archipels ist der Newtontoppen – ebenfalls auf der Hauptinsel gelegen – mit einer Höhe von 1713 Metern. Der Berg, der nach dem Mathematiker und Physiker Sir Isaak Newton benannt wurde, liegt jedoch fernab der Siedlungen und ist daher nur über eine der ange­botenen Motorschlittenexpeditionen zu erreichen.

Auf allen Inseln des Archipels leben insgesamt nicht mehr als 2900 Einwohner in fünf kleineren Siedlungen konzentriert, die meisten von ihnen sogar nur temporär. Gerade diese Einsamkeit, die auf Spitzbergen zu finden ist, macht das Inselarchipel für viele der Besucher besonders reizvoll. Weder die unberührte Natur und Einsamkeit der Inseln noch ihre arktischen Bedingungen lassen sich auf dem europäischen Festland in dieser Art und Weise finden.

Hinweise für Besucher

Diese Unberührtheit ist zugleich Reiz und Herausforderung für Besucher, da die gewohnten Infrastrukturen und Annehmlichkeiten hier nicht überall zu finden sind. Leider ist es so, dass sich viele der Besucher der Inselgruppe oft unzureichend auf ihren Aufenthalt vorbereiten. Dies kann unter Umständen sehr gefährlich sein, denn ein Besuch Spitzbergens erfordert eine Reihe von speziellen Sicherheitsmaßnahmen.

Wegen der vielen Eisbären auf den Inseln ist es den Besuchern nicht erlaubt, unbewaffnet die Siedlungen zu verlassen. Es ist angeraten, sich nicht ohne die Begleitung von erfahrenen Reiseführern aufzumachen. Alle Wanderungen auf Spitzbergen haben zudem Expeditionscharakter und bedürfen einer Genehmigung.

In einigen Gegenden, wie beispielsweise rund um die Pyramiden und in Ny-Ålesund, können Touren auch ohne Genehmigung durchgeführt werden, sollten jedoch dennoch zur eigenen Sicherheit angemeldet werden. Wenn Sie mit dem Expeditionsschiff unterwegs sind, werden Sie alle diese wichtigen Informationen noch einmal in aller Ausführlichkeit von der Besatzung erläutert bekommen. Zudem werden Landgänge immer von erfahrenen Führern unter Beachtung aller Sicherheitsregeln durchgeführt, so dass Sie sich keine Sorgen um Ihre Sicherheit machen müssen. Falls Sie sich bereits vor Beginn Ihrer Reise genauer informieren wollen, empfiehlt es sich, im Internet die Hinweise auf der Seite www.spitzbergen-handbuch.de zu studieren.

Norwegische Behörden warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgehen kann. Nicht ohne Grund werden die Guides auf den Schiffen auf Begegnungen mit Eisbären vorbereitet. Sie haben in der Regel ein Gewehr und Pistolen mit Leuchtmunition dabei, um im Ernstfall das Tier zu verjagen oder sich zu schützen. Im Juli 2018 wurde ein deutsches Crew-Mitglied eines Kreuzfahrtschiffes von einem Eisbären attackiert und am Kopf verletzt. Der Mann hatte auf einer Insel einen Landgang für Touristen vorbereiten wollen. Der Eisbär wurde erschossen – Tierschützer waren empört. Solche Vorfälle sind zum Glück äußerst selten. Sicherlich wird es zukünftig vermehrt Diskussionen geben, wie man Reisen in die Arktis tier- und umweltverträglicher organisieren kann.

Klima

Das Klima auf Spitzbergen ist arktisch. Im Winter können die Durchschnittstemperaturen bei bis zu –11,5 Grad liegen. Die kurzen Sommer sind hingegen dank der Golfstromausläufer relativ mild. Im Juli und August liegen die durchschnitt­lichen Temperaturen bei +6 Grad. Dabei ist es jedoch auch möglich, dass die Temperaturen an manchen sonnigen Tagen im Juli oder August auf bis zu 17 Grad steigen können und damit einen Aufenthalt sehr angenehm machen.

Da Spitzbergen deutlich nördlich des Polarkreises liegt, lassen sich hier Polarnacht und Mitternachtssonne beobachten. In Longyearbyen dauert die Polarnacht beispielsweise vom 26. Oktober bis zum 16. Februar. In der Zeit vom 18. April bis zum 24. August geht hingegen die Sonne nicht mehr unter.

Flora und Fauna

Die klimatischen Bedingungen spiegeln sich auch in der Tier- und Pflanzenwelt Spitzbergens wieder. Die Fauna der Inseln ist geprägt durch eine Tundravegetation. Insgesamt haben Forscher auf Spitzbergen 130 verschiedene Blütenpflanzen nachweisen können. Neben Weiden und Gräsern finden sich hier auch Zwergbirken. Diese Birke ist jedoch kein Baum in unserem Verständnis, sondern kriecht ähnlich wie Weidenarten am Boden und kann noch nicht einmal als Busch bezeichnet werden. Darüber hinaus finden sich auf den Inseln Moose, die an vielen Stellen sogar eine zusammenhängende Decke bilden und vor allem im Sommer einen schönen Anblick geben. Die üppigste Vegetation weisen jedoch die vielen kleineren und größeren Fjorde auf.

Die Tierwelt präsentiert sich auf Spitzbergen in ihrer ganzen arktischen Vielfalt. Eisbären, Rentiere und Polarfüchse sind beispielsweise typische Bewohner der Inseln. Darüber hinaus lassen sich unzählige Vogelarten, Robben und Wale an den Küsten beobachten.

Wirtschaft und Verwaltung

Obwohl Spitzbergen verwaltungstechnisch zu Norwegen gehört und von einem Repräsentanten der norwegischen Regierung, dem sogenannten Sysselmann, geleitet wird, nimmt die Inselgruppe administrativ eine Sonderstellung ein. Grund hierfür ist der Spitzbergenvertrag, der 1920 in Kraft trat. Der bis heute gültige Vertrag besagt unter anderem, dass Norwegen keine Einkünfte aus Spitzbergen beziehen darf. Damit bleiben alle erwirtschafteten Werte auf der Inselgruppe und machen das Archipel zu einer kleinen Steueroase mit einer Einkommenssteuer von unter 20 Prozent. Auch zu einer Aufhebung der Umsatzsteuer kam es in Spitzbergen. Aufgrund der abgelegenen Lage sind jedoch viele Produkte deutlich teurer als auf dem norwegischen Festland.

Neben diesen finanzpolitischen Bedingungen beinhaltet der Vertrag, dass alle 29 Länder, die den Vertrag mit unterzeichnet haben, das Recht haben, die Bodenschätze der Inseln auszubeuten. Jedoch hat im Laufe der Geschichte bis jetzt neben Norwegen nur Russland von diesem Recht Gebrauch gemacht. In den letzten Jahren gab es vermehrte Versuche, der lokalen Bevölkerung mehr politische Selbständigkeit zu übertragen, und im Oktober 2007 fanden zum ersten Mal Wahlen für ein lokales Parlament statt. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass nach Umfragen viele der Bewohner Spitzbergens einer weitergehenden Selbständigkeit eher kritisch gegenüberstehen.

Wirtschaftlich ist Spitzbergen nach wie vor durch den Bergbau geprägt, der bereits seit über 100 Jahren die Geschichte des Archipels bestimmt. In den letzten beiden Jahrzehnten versucht die Verwaltung in Spitzbergen jedoch immer mehr, auch auf die beiden Wirtschaftszweige Tourismus und Forschung zu setzen. Auf den Hauptinseln Spitzbergens befinden sich daher zahlreiche internationale Forschungsstationen, und in der Hauptstadt Longyearbyen kümmert sich eine kleine Universität um die Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs für die Polarforschung.

Ebenfalls auf Spitzbergen, in der Nähe von Longyearbyen, befindet sich das ›Svalbard Global Seed Vault‹. Die offizielle, jedoch sehr umständliche Übersetzung lautet ›Svalbard globaler Saatgut-Tresor auf der norwegischen Insel Spitzbergen, Teil der Svalbard-Insel-Gruppe‹. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Projekt des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt, der sich zum Ziel gesetzt hat, so viel Saatgut wie möglich zu sammeln und somit für die Zukunft zu erhalten. Die feierliche Eröffnung der Saatgutbank, die in einem gesicherten Bunker untergebracht ist, erfolgte im Jahre 2008. Am Ende des Projektes sollen hier bis zu 4,5 Millionen Samenproben gelagert werden.

Neben Forschung und Bergbau nimmt der Tourismus eine immer wichtigere Stellung ein. Die Hauptsaison ist hierbei vor allem während der Zeit der Mitternachtssonne, also zwischen Juli und Mitte August. Die meisten Touristen kommen über organisierte Schiffsreisen auf die Inselgruppe. Die Zahl der jährlichen Touristen liegt derzeit bei etwa 30 000. Neben Expeditionsschiffen legen auch vermehrt große Kreuzfahrtschiffe in den Häfen an.

Landschaftlich besitzt Spitzbergen ausgesprochen gebirgige Teile. Diese be­finden sich vor allem auf der Hauptinsel des Archipels. Die östlichen Inseln sind hingegen weitaus flacher. Neben den vielen Felsen sind vor allem das Meer und die Gletscher die prägenden Landschaftselemente Spitzbergens. Über 60 Prozent der gesamten Fläche ist dauerhaft mit Gletschern bedeckt.

Die Küsten der Inseln sind stark zer­klüftet und von unzähligen Fjorden durchsetzt. Aufgrund dieser landschaftlichen Bedingungen ist die Infrastruktur der Inselgruppe wenig entwickelt. Das Hauptverkehrsmittel ist das Boot, da es außerhalb der Siedlungen kaum befestigte Wege gibt. Die Transporte zwischen den Siedlungen erfolgen meist mit Hilfe von Motor- und Hundeschlitten, kleinen Flugzeugen oder eben Booten.

Anders als noch vor einigen Jahrzehnten üblich, wird die Arktis heute nicht mehr als eigenständiger, sozusagen ›nördlicher Kontinent‹ bezeichnet. Die Arktis ist weder identisch mit einem Staatsgebiet noch mit einer klar zu definierenden Landmasse. Auch aus geologischer Sicht stellt die Arktis keine einheitliche Region dar. Während das Nordpolarmeer zwar geografisch als Einheit zu betrachten ist, bildet die Grenzziehung der Landmasse, die zum Arktischen Raum gerechnet werden soll, größere Schwierigkeiten.

Die genauen Grenzen der Arktis werden von Wissenschaftlern daher auch nach höchst verschiedenen und sich teilweise widersprechenden Kriterien bestimmt. Noch bis vor einiger Zeit wurde die Arktis schlicht als die ›Region nördlich des Polarkreises‹ (66°34‘ nördliche Breite) definiert. Diese Definition hatte sicher den Vorteil, dass eine mathematisch klar beschriebene Linie im Gradnetz der Erde die Grenzen der Arktis bestimmte, allerdings schloss sie viele Gebiete, die nach anderen Kriterien durchaus als arktisch zu bezeichnen sind, von der Definition aus. Zudem konnte damit Veränderungen in den klimatischen Bedingungen der Region nur unzureichend Rechnung getragen werden. In der heutigen Zeit geben Wissenschaftlicher dementsprechend vor allem weitaus flexiblere klimatische und vegetationsgeografische Kriterien der arktischen Flächenbestimmung an. Eine dieser Bestimmungen, die sehr oft zur Definition der Grenze der Arktisregion verwendet wird und sich als die gängigste Definition in der Wissenschaft etabliert hat, ist die sogenannte ›10 Grad-Juli-Isotherme‹. Diese klimatische Linie definiert die Arktis als Region, in der die durchschnittliche Temperatur im wärmsten Monat Juli unter 10 Grad liegt. Die Gebiete, die zur Arktis gehören, lassen sich so mit Temperaturmessungen klar berechnen. In Zeiten der zunehmenden globalen Klimaerwärmung ist jedoch auch diese Definition problematisch, lässt sie die Arktis doch von Jahr zu Jahr ein Stückchen kleiner werden. Andere Möglichkeiten sind die Begrenzung der Arktis anhand der Baumgrenze, also anhand einer vegetationsgeografischen Linie, oder die Berücksichtigung wirtschaftsgeografischer Grenzziehungen.

Diese Vielzahl an unterschiedlichen Gebietsdefinitionen dürfte verdeutlicht haben, dass aus wissenschaftlicher Sicht die Arktis im Vergleich zu anderen geografischen Regionen der Erde nur sehr schwer zu greifen ist. Ihrer Schönheit und Einzigartigkeit tut dies jedoch mit Sicherheit keinen Abbruch.

Kurze Geschichte Spitzbergens

Aufzeichnungen der Wikinger deuten darauf hin, dass Spitzbergen bereits im 12. Jahrhundert entdeckt wurde. Als sicher können die Quellen jedoch nicht angesehen werden, da es sich bei dem entdeckten ›Svalbard‹ ebenso um die Insel Jan Mayen oder einen östlichen Teil von Grönland gehandelt haben könnte. Wissenschaftler gehen jedoch heute davon aus, dass sowohl Spitzbergen als auch Grönland bereits früh wirtschaftlich mit dem Festland verbunden waren und beide Regionen für den Fischfang und die Jagd genutzt wurden.

Die erste als sicher geltende Entdeckung Spitzbergens machte der Holländer Willem Barents 1596 während seines Versuches, eine nördliche Seeverbindung zu finden.

Einige Jahre später landeten die ersten Schiffe auf den Inseln, und man begann mit der Jagd auf Walrosse, die sich zu einer großen Anzahl in den Küstengewässern der Inseln befanden. Bald darauf zeigte auch eine Reihe von Mächten großes Interesse an diesem lukrativen Geschäft, und es entstand ein harter Wettkampf zwischen englischen, französischen und holländischen Unternehmern, die auf das große Geld hofften. Aufgrund des damals ungeklärten Status Spitzbergens und der damit verbundenen Rechtlosigkeit nahm der Kampf um das Geschäft mit der Walrossjagd mitunter auch bewaffnete Ausmaße an.

Eine der ersten Siedlungen, die im Rahmen des Walrossfanges entstanden, war Smeerenburg im Jahre 1619. Daneben entstanden in den darauffolgenden Jahren noch weitere Siedlungen, die entweder von Franzosen, Holländern oder Engländern betrieben wurden. Sie waren zum größten Teil nur in den Sommermonaten bewohnt, und nur einige Mutige trotzten den arktischen Wintern und überwinterten in den Camps. Die Jagd nach Walrossen hielt in großem Umfang bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts an.

Nach und nach war die Zahl der zu Tiere dann zu gering und der Aufwand damit zu groß geworden, so dass die Walfänger andere Regionen für ihr Geschäft bevorzugten. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts war die Walrossjagd beinahe vollständig zum Erliegen gekommen. Auch russische Jäger, die sich vor allem auf Eisbären und Polarfüchse spezialisiert hatten, verließen die Inseln.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlangte Spitzbergen wieder eine größere Bedeutung. Grund hierfür war zum einen ein aufkommender Arktistourismus, zum anderen aber auch der Fund von Kohlevorkommen und die Nutzung der Inseln als Ausgangspunkt für arktische Expeditionen. In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs siedelten sich so auf den Inseln eine Reihe von Minenunternehmen an, von denen einige auch eine ganzjährige Förderung der Kohle erreichen konnten.

Bereits vor dem Krieg war über den rechtlichen Status von Spitzbergen zwischen den Ländern, die dort ihre Interessen verfolgten, heftig diskutiert worden. Erst auf den Pariser Friedensverhandlungen im Jahre 1920 konnte eine Einigung erzielt werden. Der sogenannte ›Spitzbergenvertrag‹ übertrug dem norwegischen Staat die volle Souveränität über den Inselarchipel im Nordpolarmeer. Als Ausgleich dafür wurden den anderen Nationen umfangreiche Zugeständnisse im Bereich der Jagd, der Fischerei und des Rohstoffabbaus eingeräumt. Viele Länder, unter anderem auch die neu entstandene Sowjetunion, unterhielten auf Grundlage des Vertrages Siedlungen auf Spitzbergen. Noch heute gib es daher Siedlungen, in denen russisch gesprochen wird.

Während des Zweiten Weltkriegs besetzten deutsche Truppen den Archipel und gründeten eine Wetterstation. Im Zuge der Besatzungszeit zerstörten die Deutschen auch Longyearbyen und Barentsburg beinahe vollständig. Nach dem Ende des Krieges wurden die Siedlungen wieder aufgebaut, andere neu gegründet. Nach wie vor unterhielt die Sowjetunion eine Reihe von Minen, so beispielsweise in Barentsburg, Pyramiden oder Grumat. In den Nachkriegsjahren stellten Sowjetbürger auch den größten Teil der rund 4000 Menschen zählenden Einwohnerschaft Spitzbergens. Im Laufe der Jahre wurden viele der Minen jedoch wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben. Zudem sorgte eine Reihe von schweren Minenunglücken mit dutzenden von toten Bergleuten immer wieder für negative Schlagzeilen.

Der Auftauboden ist während der Sommermonate meist mit Wasser durchtränkt, das Wasser kann durch das Eis im Permafrostbereich des Bodens nicht versickern. Eine Folge der hohen Bodenfeuchtigkeit ist das Auftreten von Bodenfließen (Solifluktion) und Bodendurchmischung (Kryoturbation) Solifluktion tritt auf, wenn eine Hangneigung von mindestens 2° und ein ausreichend hoher Anteil an Feinmaterial im Boden vorhanden ist. Die aufgetaute obere Bodenschicht beginnt dann, der Hangneigung folgend einige Zentimeter pro Jahr zu fließen. Dieses Phänomen ist in der Arktis überall zu beobachten.

Abgesehen vom eisigen Boden ist die Landschaft der Region, ebenso wie das arktische Klima auch, vor allem durch krasse Gegensätze geprägt.

Die Inseln

Zwischen dem 70. und 80. Grad nördlicher Breite befinden sich in der Arktis zahlreiche Inseln, Halbinseln und Inselgruppen, wie beispielsweise die zu Norwegen gehörende Finnmark, auf der sich viele traumhaft schöne Fjorde finden lassen, und die russische Kola-Halbinsel. Vor der Westküste der Finnmark ragen die Inseln Spitzbergens imposant aus dem Nordpolarmeer. Der Name der Inseln ist hier Programm. Zu den ›spitzen Bergen‹ kann man hier grandiose Fjorde, Gletscher und Täler bewundern.

Grönland

Grönland ist ein Land der klimatischen Extreme. 80 Prozent der Landesmasse liegen ganzjährig unter dem ewigen Eis verborgen. Im Sommer sind jedoch einige Gegenden wie die südliche Hälfte der Westküste eisfrei. Das Peary-Land im äußersten Norden und einige Gegenden an der Ostküste, vor allem die Scoresby-Halbinsel, sind dann gut zu besichtigen. Im Süden Grönlands ist die eisfreie Küste sehr schmal, und Fjorde reichen bis weit ins Landesinnere hinein. Der Scoresby-Sund an der Ostküste ist mit über 350 Kilometern der längste Fjord der Erde und mit 1500 Metern auch einer der tiefsten. Der höchste Berg Grönlands ist der 3700 Meter majestätisch in den Polarhimmel ragende Berg Gunnbjörns. Grönland ist auch einer der wenigen Orte der Arktis, an dem warme Quellen, die vulkanischen Ursprung haben, gut erreichbar sind und zu einem Ausflug einladen.

Alaska

In Alaska erstreckt sich an der Nordpolarmeerküste eine breite Küstenebene. Hier lässt sich die üppige und vegetationsreiche Tundra der Arktis bewundern. Die Ebene wird im Süden durch die zu 2700 Meter hohen Berge der Brooks Range begrenzt. Insgesamt ist das Land an der Beringstraße von Gebirgen gekennzeichnet.

Kanadische Arktis

Der kanadisch-arktische Archipel bietet mit bis zu 2600 Meter hohen Bergen ebenfalls reichlich Anreize für begeisterte Bergsteiger. Die Gletscher der kanadischen Arktis liegen alle an der Ostseite des Archipels. Zwischen den Inseln erstreckt sich ein ausgedehntes Labyrinth von Wasserwegen, die jedoch die meiste Zeit des Jahres von Eis bedeckt sind. Die Hudson Bay reicht als verlängerter Arm des Arktischen Ozeans weit ins Landesinnere hinein. Im Westen Kanadas fließt der Mackenzie-Fluss mit seinem breiten Delta in die Beaufortsee.

Reiseziele auf Spitzbergen

Eine der wichtigsten Einschnitte der Nachkriegszeit war sicherlich der Bau des internationalen Flughafens in Long-yearbyen im Jahr 1974. Der Flughafen ermöglicht es seitdem, die Inselgruppe ganzjährig zu erreichen. Der Flug von Tromsø dauert weniger als zwei Stunden. Vor allem dem Tourismus hat diese Flugverbindung sehr genützt. Nachdem der Kohleabbau seit den 1960er Jahren immer mehr an Bedeutung verloren hat, ist der Tourismus zusammen mit den zahlreichen polaren Forschungsstationen die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung auf Spitzbergen.

Hornsund

Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Hornsund 476.950000, 15.766667 eigentlich um einen Fjord, der sich an der Westseite der Südspitze der Hauptinsel Spitzbergen befindet und etwa 30 Kilometer ins Landesinnere reicht. Vom norwegischen Kirkenes kommend, ist der Hornsund aufgrund seiner südlichen Lage auch der erste Stopp auf unserer langen Arktisreise auf Spitzbergen. Der Name geht zurück auf seinen eng­lischen Entdecker Jonas Poole, der den Fjord im Jahre 1610 mit seinem Schiff erreichte. Als einer seiner Männer von einer Jagd ein großes Geweih eines Rentieres anschleppte, entschloss sich Poole, dem Fjord den Namen ›Horn‹ zu geben. Im 16. Jahrhundert war Hornsund in Händen unterschiedlicher Großmächte, wobei vor allem der Walfang in der Region aus wirtschaftlichen Gründen interessant war. Besonders an dem Fjord ist vor allem, dass sich hier bereits seit 1957 eine polnische Forschungsstation befindet.

Die bewährtesten Hilfsmittel der großen Säugetiere, um sich gegen die Kältezu schützen, sind ihr Fell und ihr Fett. Robben, Seehunde und Walrosse sind beispielsweise von einem dicken, schützenden Speckmantel umgeben. Sicher ist diese Isolation jedoch nur, solange sie keinen Hunger leiden und nicht ihre natürlichen Fettressourcen aufbrauchen müssen. In Zeiten mangelnder Nahrung sind sie der Kälte weitgehend ungeschützt ausgeliefert. Auch die antarktischen Pinguine, die am anderen Pol der Erde leben, haben einen guten Schutz vor dem Eis entwickelt. Neben ihrem Speckmantel werden sie von einem extrem dichten Gefieder umgeben, das ihre Haut effektiv vor Wasser und Kälte schützt.

Der Arktische Ozean bietet den Lebensraum für verschiedene Robbenarten wie Ringel- und Bartrobbe, Seehunde und Walrosse.

Barentsburg

Barentsburg ist die zweite Station unserer Reise auf Spitzbergen. Die Stadt war historisch eine zu Beginn der 1930er Jahre gegründete russische Forschungsstation auf der Hauptinsel Spitzbergen und ist heute mit einer Einwohnerzahl von 500 Personen die zweitgrößte Ortschaft des Inselarchipels. Der Name der Siedlung lässt sich auf den holländischen Entdecker Willem Barents zurückführen, der die Inselgruppe Spitzbergen im Jahre 1596 mit seinem Schiff erreichte. Die kleine Ortschaft liegt an der Südseite des Eisfjords auf der Westseite Spitzbergens. Die Entfernung zur Hauptstadt Longyearbyen beträgt in etwa 55 Kilometer. Über die Straße ist Barentsburg allerdings nicht zu erreichen. Man kann diese Strecke entweder mit einer zwei- bis dreistündigen Schiffsreise bewältigen, oder im Sommer, wenn das Wetter es zulässt, an einer der empfehlenswerten Wanderungen teilnehmen, die von Longyearbyen aus angeboten werden. Sie dauern in der Regel drei Tage und bieten einen wunderschönen Einblick in die raue Natur Spitzbergens.

Im Gegensatz zur Hauptstadt Longyearbyen, in der zu einem überwiegenden Teil Norweger leben, setzt sich die Bevölkerung Barentsburgs vor allem aus Russen und Ukrainern zusammen. Die Gründe hierfür liegen in der Geschichte der Ortschaft. Ursprünglich war Barentsburg eigentlich eine holländische Minenstadt, die in den 1920er Jahren gegründet wurde. 1932 verkauften die Mineneigen­tümer jedoch ihre Abbaurechte an das vom sowjetrussischen Staat gelenkte Arktikugol-Unternehmen. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Kohleabbau zum wichtigsten und einzigen Wirtschaftszweig der Siedlung. Während der Zeit des Kalten Krieges war Barentsburg auch der Ausgangspunkt für sowjetische Versuche, den Einfluss Russlands über Spitzbergen, aber auch über die polare Region im allgemeinen auszuweiten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde Barentsburg mit der Unterstützung Moskaus finanziell gut ausgestattet und ermöglichte so seinen Bewohnern, auch im hohen Norden ein einigermaßen gutes Leben zu führen. Mit dem Fall der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre fiel diese Unterstützung jedoch weitgehend weg, und Barentsburg hatte mit einem stetigen Verfall zu kämpfen.

Obwohl auch heute noch Kohle abgebaut wird, ist das Stadtbild nur noch ein Schatten vergangener Tage. Ohne die Unterstützung vom russischen Festland wäre Barentsburg wohl kaum überlebensfähig. Die derzeitige Kohleproduktion wird mit 100 000 Tonnen pro Jahr angegeben, von denen ein Großteil ins nördliche Europa exportiert wird. Im Sommer 2006 sorgte ein schwelendes Feuer in den Minen dafür, dass die Siedlung für eine Zeit evakuiert werden musste, da Experten den Ausbruch eines offenen Feuers befürchteten.

Da der Kohleabbau allgemein zunehmend unrentabel wird, versucht die Gemeinde immer mehr auf den Tourismus zu setzen, muss dabei aber mit der gut ausgebauten Infrastruktur und dem breiten Angebot des Nachbarortes Long-yearbyen konkurrieren. Nach eigenen Angaben erreichen selbst in den guten Sommermonaten nur einige Dutzend Touristen pro Monat den kleinen Ort. Barentsburg hat seinen Besuchern vor allem den Charme der sowjetischen Ära zu bieten. Ein Denkmal für den ehemaligen Sowjetführer Lenin, das wohl das nördlichste Lenindenkmal der Welt sein dürfte, und ein auf einem Berg hinter der Siedlung angebrachter Spruch Миру Мир (Miru Mir – Weltfrieden) sind anschauliche Beispiele für die Geschichte der Ortschaft.

Zudem befinden sich in Barentsburg eine kleine Holzkapelle und das kleine Pomor-Museum, in dem ausgestopfte Tiere und Mineralien aus der Region ausgestellt sind. Der Eintritt kostet hier 35 NOK. Auch ein Hotel befindet sich in der Ortschaft. 

Sollten Sie ein Souvenir aus Barentsburg mit nach Hause nehmen wollen, könnten Sie es im Kultur- und Sportzentrum Polar Star finden. Auch hier ist das sowjetische Erbe der Stadt nur schwer zu übersehen. Im Inneren werden Leninstatuen und andere Mitbringsel zum Kauf angeboten.

Das Barentsburg-Hotel wurde 1988 eröffnet, 2013 renoviert und ist daher relativ modern ausgestattet. Im Hotel befindet sich auch eine Bar, in der ein Großteil des sozialen Lebens der Ortschaft stattfindet, sowie ein Postamt. Die Übernachtung im Doppelzimmer kostet hier um die 1000 NOK.

Longyearbyen

Longyearbyen liegt mit seinen rund 2000 Einwohnern auf der Hauptinsel Spitzbergen und ist gleichzeitig die Hauptstadt der Inselgruppe. Die Stadt befindet sich im gleichnamigen Long-year-Tal an der Westküste. Der Fluss Longyearelva trennt die Siedlung in zwei Teile. Obwohl die Stadt zu einer der nördlichsten Siedlungen der Welt gehört, sind die Lebensverhältnisse alles andere als rückständig. Der internationale Flughafen der Stadt, der zugleich auch der nördlichste Flughafen der Welt mit regelmäßigem Linienverkehr ist, ermöglicht mehrere tägliche Flüge auf das norwegische Festland. Oslo ist beispielsweise in einem dreistündigen Flug zu erreichen. Ein neu verlegtes Unterwasserkabel bringt dem Ort sogar Highspeed-Intenet in die Haushalte. Die Infrastruktur Longyearbyens ist sogar weitaus moderner als in zahlreichen größeren Ortschaften auf dem norwegischen Festland.

Die Stadt verfügt über Geschäfte, Restaurants, ein Schwimmbad sowie ein Kino. Der älteste bestehende Ort auf Spitzbergen ist aufgrund dieser modernen Infrastruktur auch der Startpunkt für die meisten Touristen, die Spitzbergen mit dem Schiff oder mit dem Flugzeug besuchen. Hier finden die Gäste nicht nur ein breites Hotel- und Restaurantangebot, sondern werden auch auf die angebotenen Ausflüge und Exkursionen in das Landesinnere der Insel vorbereitet.

Longyearbyen ist nach seinem Gründer John Munroe Longyear benannt, einem amerikanischen Geschäftsmann und Hauptaktionär der ›Arctic Coal Company‹. Er kam 1901 zum ersten Mal nach Spitzbergen, um seine Geschäftsinteressen an den Kohlevorkommen auf der Insel voranzubringen. Im Jahre 1906 gründete er schließlich die Siedlung Longyearbyen, und in den folgenden Jahren baute sein Unternehmen die Ortschaft immer weiter aus. Bereits im Winter 1910 verbrachten gut 80 Männer und Frauen in insgesamt zehn errichteten Häusern den arktischen Winter hier.

Bereits kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigte sich jedoch, dass der Kohleabbau in dieser arktischen Region ein Verlustgeschäft war, und im Sommer 1915 wurde der Abbau schließlich komplett eingestellt. Ein Jahr später übernahm das norwegische Kohleabbauunternehmen ›Store Norske Spitsbergen Kulkompani‹ die Minen für 3,5 Millionen Kronen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Longyea­r-byen von der Deutschen Wehrmacht größtenteils zerstört. Auch eine der beiden Minen der Stadt brannte bei dem Angriff völlig aus. Nach dem Ende des Krieges baute die Norske Spitsbergen Kulkompani die Stadt unter Aufwand großer Geldsummen wieder auf und wandte sich wieder dem Kohleabbau zu. Einer der Hauptabnehmer jener Zeit war interessanter­weise Westdeutschland. Im Jahre 1963 betrug die Produktion der Minen stolze 430 000 Tonnen pro Jahr.

Auch wenn die neuen Minen nun etwas außerhalb der eigentlichen Stadt gelegen sind, prägt der Kohleabbau auch heute noch deutlich das Stadtbild. Über die Hälfte der Einwohner lebt direkt oder indirekt von dem ›schwarzen Gold‹. Auch die unter Denkmalschutz stehende Seilbahn zeugt von der Kohlegeschichte der Stadt. Die größtenteils halb verrot­teten Holzmasten verlaufen an den Hängen rund um die Ortschaft sowie teil­weise mitten hindurch. Ein weiteres Überbleibsel der Bergbautra­dition ist die ›Schuhpolitik‹ in Longyearbyen. Da früher die Bergleute nach ihrer Arbeit staubig und schmutzig waren, zogen sie ihre Schuhe immer vor dem Betreten der Häuser aus. Dieser Brauch hat sich bis heute in der Stadt erhalten und Sie sollten darauf achten, dass auch von den Besuchern erwartet wird, dass diese im Eingangsbereich eines Hauses ihre Schuhe ebenfalls ausziehen. Das gilt auch für Museen, Hotels und Schulhäuser!

Neben dem Bergbau ist die Polarforschung einer der Hauptwirtschaftszweige von Longyearbyen. So befindet sich in der Stadt beispielsweise das University Center in Svalbard (UNIS). Diese zu Beginn der 1990er Jahre gegründete Außenstelle der Universitäten von Oslo, Bergen und Tromsø kümmert sich vor allem um die Ausbildung und die Forschung in arktischen Wissenschaftsfeldern. Insgesamt studieren hier rund 350 junge Leute aus aller Welt. Die Unterrichtssprache am Zentrum ist daher Englisch. Darüber hinaus hat sich die Institution zum Ziel gesetzt, Spitzbergen als Forschungsort für arktische Studien zu unterstützen. 

Zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen auf Spitzbergen bildet das UNIS daher das ›Svalbard Science Center‹, einen internationalen Forschungszusammenschluss, der auch mehrere Außenstellen auf den Inseln Spitzbergens betreibt. In den letzten Jahren hat der Tourismus deutlich zugenommen, es gibt eine große Touristeninformation sowie mehrere neue Hotels. 

Museen

Wer mehr über die Polarforschung, aber auch über die Geschichte Spitzbergens erfahren möchte, dem sei ein Besuch im Svalbard-Museum ans Herz gelegt. Das Museum öffnete seine Pforten bereits 1979. Das Museum, das sich selbst als nördlichstes Arktismuseum der Welt bezeichnet, zeigt in seiner Ausstellung zum einen die Kultur und die Geschichte des Archipels, zum anderen aber die Natur der Region. Darüber hinaus informiert es über die polare Forschung. In der Hauptsaison ist das Museum von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der normale Eintrittspreis beträgt 90 NOK (www.svalbardmuseum.no).

Das kleine, aber sehr interssante Nordpolmuseum beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Wettlauf der Forscher zum nördlichsten Punkt der Erde. Geöffnet täglich von 10–17 Uhr, Eintritt 100 NOK (www.northpolemuseum.com).

Die gut ausgestattete Turistinformasjon befindet sich im Zentrum neben dem Svalbard Hotel, tgl. 10–16 Uhr, im Sommer bis 17 Uhr: www.visitsvalbard.com

Longyearbyen ist auch der Ausgangspunkt für die zahlreichen Expeditionen in die Natur Spitzbergens. Von hier aus werden Wanderungen, Schlittenausflüge und Schiffsfahrten zu den unterschiedlichsten Zielen auf dem Archipel angeboten. Ein Veranstalter mit einem breiten Angebot für die gesamte Arktis ist terra polaris mit Sitz in Longyearbyen. www.terrapolaris.com

Bei Expeditioms-Kreuzfahrten sind diese Touren im Reiseprogramm enthalten.

Hafeninformationen gibt es unter: www.portlongyear.no.

Der nördlichste Campingplatz der Welt liegt ebenfalls in Longyearbyen. www.longyearbyen-camping.com

Pyramiden

Die Siedlung Pyramiden ist der nächste Hafen, den man auf der Reise entlang der Küsten Spitzbergens in Richtung Norden erreicht. Pyramiden ist eine seit dem Jahre 2000 aufgegebene ehemalige russische Bergbausiedlung. Sie befindet sich am Billefjord im Inneren des Eis-fjords an der Westküste der Hauptinsel Spitz-bergen 478.655722, 16.324196. Pyra-miden liegt etwa 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Longyearbyen und ist vor allem mit dem Schneemobil oder mit dem Schiff zu erreichen. Seinen etwas außergewöhnlichen Namen verdankt der Ort übrigens einem gleich­namigen Berg, an dessen Fuß sie liegt und der in seiner geometrischen Form erstaunliche Ähnlichkeiten mit einer Pyramide aufweist.

Ursprünglich wurde der Ort von einem schwedischen Unternehmen im Jahre 1910 als Bergbausiedlung gegründet. Schon kurz nach dem Beginn des Kohleabbaus stellten sich jedoch wirtschaftliche Schwierigkeiten ein, und die Minen wurden bereits 1927 an das sowjetrussische Unternehmen Arktikugol weiterverkauft. Da Pyramiden den Zweiten Weltkrieg ohne Zerstörungen überstand, wurde es nach 1945 zur wichtigsten russischen Ansiedlung auf Spitzbergen.

Im Laufe der Zeit wurden neue Häuser errichtet und ein zentraler Platz angelegt. Zu seinen besten Zeiten war Pyramiden mit einer Einwohnerzahl von 1000 Personen die bevölkerungsstärkste Ortschaft auf ganz Spitzbergen mit einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur. Doch ebenso wie in vielen anderen Siedlungen auf dem Inselarchipel war der Abbau der Kohle auf lange Zeit nicht wirtschaftlich genug. Vor allem mit dem Ende der Sowjetunion begann der stetige Verfall Pyramidens, und im Jahre 1998 beschloss der russische Konzern Arktikugol, den Abbau völlig einzustellen. Während einer Zeitspanne von nur zwei Jahren verließen alle russischen und ukrainischen Bewohner die Ortschaft.

Obwohl es in den letzten Jahren vor dem Ende des Abbaus Überlegungen gab, die Ortschaft in eine Ökosiedlung für Touristen umzuwandeln, wurde Pyramiden ab dem Jahre 2000 zu einer verlassenen Geisterstadt. Doch genau dies macht heute auch den Reiz aus. Da viele der Häuser in großer Eile verlassen wurden, kann man als Besucher die Ortschaft genau so vorfinden, wie sie damals aufgegeben wurde. Obwohl sich der Besucher frei in der Geistersiedlung bewegen kann, ist es dennoch verboten, die Häuser ohne offizielle Genehmigung zu betreten.

In den letzten Jahren hat sich Pyramiden zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickelt. Aus der Hauptstadt Long-yearbyen werden geführte Schneemobil-Touren nach Pyramiden angeboten, in deren Verlauf auch die Geschichte der Stadt erklärt wird. In den letzten Jahren gab es zudem wieder zunehmende Versuche von russischer Seite, Pyramiden für touristische Zwecke zu nutzen. Momentan leben wieder einige russische Experten in der Siedlung, deren Aufgabe es ist, die Infrastruktur wieder soweit herzustellen, dass Touristen auch übernachten können.

Ny-Ålesund

Die kleine Siedlung Ny-Ålesund, in der im Winter gerade einmal 30 und im Sommer um die 120 Menschen leben, schmückt sich damit, die nördlichste permanent bewohnte Siedlung der Welt zu sein. Auf der Reise rund um Spitzbergen ist dies die letzte wirklich bewohnte Siedlung, bevor man die weitgehend unbewohnten Ostseite der Inselgruppe erreicht. Ny-Ålesund ist nur noch exakt 1231 Kilometer vom geografischen Nordpol entfernt. Fast alles in der Siedlung trägt als Beinamen daher die Bezeichnung ›das nördlichste der Welt‹. So befindet sich hier beispielsweise das nördlichste Postamt der Welt oder das nördlichste Hotel der Welt.

Die kleine Siedlung an der Westküste der Hauptinsel Spitzbergen ist wie viele andere Siedlungen auf dem Archipel für Touristen mit dem Boot, dem Helikopter oder dem Schneemobil zu erreichen. Zudem gibt es in Ny-Ålesund jedoch auch einen kleinen Flughafen, der mehrmals pro Woche, von Longyearbyen aus angeflogen wird. Die Flüge stellen jedoch keine Linienflüge dar und sind nur über das Unternehmen ›Kings Bay‹ zu buchen. Sollte man diese Option wählen, ist es auf jeden Fall ratsam, die Plätze bereits lange im voraus zu reservieren (www.kingsbay.no).

Wie bei fast allen Siedlungen auf Spitzbergen geht auch die Gründung von Ny-Ålesund auf den Wunsch zurück, die hier vorhandene Kohle gewinnbringend abzubauen. Als nördlichste Dauersiedlung der Welt wurde Ny-Ålesund 1916 als Kohlebergwerk von der ›Kings Bay Kull Company‹ gegründet. Aus Gründen der zunehmenden Unwirtschaftlichkeit des Standorts und aufgrund von zahlreichen Explosionsunglücken in den Minen mit Dutzenden Toten wurde der Kohleabbau jedoch bereits 1963 wieder endgültig eingestellt. Ein kleines Bergbau-Museum in der Ortschaft erzählt heute von den Ursprüngen. Es widmet sich in seiner Ausstellung der Minenarbeit und dem täglichen Leben im hohen Norden in der Zeit zwischen 1917 und 1963.

Die große Bekanntheit verdankt Ny-Ålesund daher auch nicht dem Kohleabbau, sondern den vielen bekannten Polarforschern, welche die Ortschaft als Ausgangspunkt für ihre Expeditionen gewählt haben. Vor allem die Polar- und Flugpioniere der 1920er Jahre sind in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, allen voran Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth, die 1925 mit zwei Flugbooten von Ny-Ålesund aus versuchten, den Nordpol zu erreichen. Nur ein Jahr später starteten von hier aus auch Amundsen und der Italiener Umberto Nobile mit ihrem Luftschiff ›Norge‹ und überflogen den Nordpol. Noch heute steht der Ankermast des Luftschiffs in der Nähe der Siedlung.

Die beiden waren damit die ersten Menschen in der Geschichte, die den Nordpol zweifelsfrei erreicht hatten. Ny-Ålesund war darüber hinaus auch der Ausgangspunkt für den tragisch endenden Polarflug von Nobile im Jahre 1928, bei dem der Entdecker mit seinem Luftschiff ›Italia‹ abstürzte und verschollen war. Bei der Suche nach ihm kam Roald Amundsen ums Leben. Auf den bedeutenden Platz des Ortes in der Geschichte der Nordpolarexpeditionen weisen heute eine Vielzahl von Denkmälern und Büsten im Stadtbild hin.

Der wichtigste Wirtschaftszweig der heutigen Siedlung ist die Polarforschung. Schon kurz nach der Schließung der Bergwerke in den 1960er Jahren suchte die norwegische Regierung nach Möglichkeiten, die Siedlung vor dem endgültigen Verfall zu retten. Bereits 1964, und damit nur ein Jahr nach der Einstellung des Kohleabbaus, wurde das erste Forschungszentrum von der europäischen Weltraumorganisation gegründet. Nur wenige Jahre später folgte das Norwegische Polarinstitut, das über die Jahre immer weiter wuchs und dafür sorgte, dass Ny-Ålesund zu einem der wichtigsten Zentren der Polarforschung wurde. Heute ist die Ortschaft als Ganzes die weltweit nördlichste zivile Forschungsstation, die auf Dauer eingerichtet wurde. In den letzten Jahren wurden mehr und mehr Anstrengungen unternommen, den Ort zu einer modernen Arktisforschungsstation zu entwickeln. Viele Polarinstitute betreiben heute daher Stationen in oder in der Nähe von Ny-Ålesund. Auch Deutschland betreibt hier beispielsweise seit 1993 die Koldewey-Station des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung.

Die Station in Ny-Ålesund soll in den Bereichen Biologie, Chemie, Geophysik sowie Atmosphärenphysik wichtige Erkenntnisse liefern und wurde nach dem deutschen Polarforscher Carl Koldewey, dem Leiter der ersten deutschen Nordpolarexpedition im Jahre 1868, benannt. Neben Deutschland haben auch Forschungsinstitute aus Norwegen, Frankreich und China hier dauerhafte Stationen eingerichtet. Das Unternehmen Kings Bay betreibt zudem eine eigene Infrastruktur, zu der ein Meeresforschungslabor, Hafenanlagen und Werkstätten zählen. Eine weitere wichtige Forschungseinrichtung befindet sich unweit der Ortschaft auf dem Zeppelin-Berg. Die Zeppelin-Station ist von entscheidender Bedeutung bei der Überwachung der Erdatmosphäre und damit auch für die Beobachtung des allgemeinen Klimawandels.

In den letzten Jahren wurde Ny-Ålesund zu einem beliebten Ziel von Kreuzfahrtschiffen. Angesichts der malerischen Lage der Siedlung und ihrer nördlichen Position ist diese Entwicklung auch kaum verwunderlich. Die Bewohner und Forscher von Ny-Ålesund sehen diese Entwicklung durchaus mit einer gewissen Skepsis, befürchten sie doch nicht ganz zu Unrecht, dass größere Touristenströme eine Behinderung für die Forschung in der Region darstellen könnten. Es ist daher unter allen Umständen zu beachten, die ausgeschriebenen Wege nicht zu verlassen und sich an die Regeln zu halten. Zudem ist anzumerken, dass die wenigen Hütten in Ny-Ålesund in der Regel Forschern vorbehalten sind. Lediglich der Zeltplatz außerhalb des Ortes hat stets freie Plätze und kann über Kings Bay angemietet werden. Insgesamt sollte man bei einem Besuch in Ny-Ålesund immer im Hinterkopf behalten, dass der Ort primär der Polarforschung dient und wichtige Erkenntnisse für den Klimawandel liefert.

Nähere Informationen zur Forschungsstation und zum Ort gibt es unter www.kingsbay.no.

Lage: 78.921667, 11.941944

Spitzbergen-Umrundung

Eine der wohl schönsten Arten, Spitzbergen mit dem Schiff kennenzulernen, ist eine vollständige Umrundung der Insel. Mehrere Expeditionsreisenanbieter haben diese Tour mit im Programm. Dabei ist zu beachten, dass unterschiedliche Anbieter natürlich auch verschiedene Touren anbieten. Insgesamt dauert so eine Reise in der Regel um die zehn Tage. Die Tour beginnt normalerweise in Longyearbyen (→ S. <ÜS>). In der Hauptstadt Spitzbergens hat man nach der Ankunft mit dem Flugzeug etwas Zeit, sich den Ort anzusehen. 

Mit dem Expeditionsschiff geht es dann Richtung Norden, vorbei an malerischen Landschaften und schneebedeckten Bergen zur Westküste der Insel. An einem der vielen Fjorde mit ihren reichhaltigen Vogelpopulationen werden öfters die Zodiacs ins Wasser gelassen, und man hat bei einer Wanderung die Chance, die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hautnah zu erleben. Neben arktischen Vögeln und Füchsen, kann man hier auch Robben zu Gesicht bekommen. Nächster Stopp auf der Umrundungstour dürfte dann wohl die Forschungssiedlung Ny-Ålesund (→ S. <ÜS>) sein, bevor es entlang der Westküste weiter Richtung Norden geht. 

Ein weiterer beliebter Stopp für viele Expeditionsschiffe ist die Insel Andøya, die trotz der extremen Klimabedingungen eine erstaunlich vielfältige Pflanzenwelt zu bieten hat. Insgesamt haben Wissenschaftler 165 Pflanzenarten auf der Insel nachgewiesen.

Auf dem weiteren Weg kommt man im Liefdefjord am gewaltigen Monacogletscher vorbei, an dem auch tausende Dreizehenmöwen zu beobachten sind.

Nach ungefähr drei Tagen erreicht man mit Sjuøyane, was ›Sieben Inseln‹ bedeutet, dann den nördlichsten Punkt Spitzbergens und damit gleichzeitig auch den nördlichsten Europas. Die Hauptinsel der Inselgruppe ist Phippsøya, das nach dem Seefahrer Constantine John Phipps benannt wurde, der im Jahre 1773 Spitzbergen auf seiner – letzten Endes erfolglosen – Expedition zum Nordpol passierte. Der erste Europäer, der über die Inselgruppe berichtete, war der Holländer Hendrick Doncker im Jahre 1663. Sehr interessant sind auf Phippsøya auch die beiden Gletscher, welche die Insel fast vollständig bedecken. Hier im äußersten Norden fühlen sich die Eisbären weitgehend ungestört, und es sollte kein Problem darstellen, die Herrscher der Arktis in Ruhe zu beobachten und zu bewundern.

Von den Sieben Inseln geht die Tour in der Regel wieder ein Stückchen zurück Richtung Westen, um dann nach Süden durch die Meerenge, die Hinlopenstraße, die Westspitzbergen von Nordaustlandet (Nordostland) trennt, zu fahren.

Zuvor steht jedoch oft noch ein Besuch der Insel Lågøya auf dem Programm. Die flache Insel liegt nordöstlich von Nordaustlandet und ist vor allem für eine wunderschöne Lagune berühmt, in der sich eine große Population von Walrossen tummelt. Auch die Tundralandschaft der Insel übt eine ganz eigene Faszination aus. Bei der Durchquerung der Hinlopen­straße machen die meisten Schiffe auch einen kleinen Abstecher auf Nordaustlandet. Sie ist die zweitgrößte Insel Spitzbergens, die zum einen durch eine extrem karge Tundralandschaft und zum anderen durch die 80 Prozent der Fläche beherrschende Eisdecke gekennzeichnet ist.

Bei der Weiterfahrt an der Ostseite Spitzbergens ist vor allem der von in den Himmel ragenden Bergen umgebene Lomfjord beeindruckend. Vor der Ostküste liegt auch der Vogelfelsen Alkefjellet, an dem tausende Trottellummen an den steilen Felshängen nisten. Von hier aus geht die Fahrt dann weiter Richtung Südwesten durch die sogenannte Olgastraße. Hier hat man mit etwas Glück Gelegenheit, die mächtigen und seltenen Grönlandwale zu Gesicht zu bekommen. Insgesamt gibt es in der arktischen Region nach Schätzungen von Wissenschaftlern noch 7000 dieser bis zu 18 Meter großen Säugetiere.

Als nächstes Ziel der Umrundung sollte ein Besuch der Barentsinsel auf dem Reiseprogramm stehen. Die Insel, die nach Willem Barents, dem offiziellen Entdecker Spitzbergens, benannt wurde, ist genau 50 mal 50 Kilometer lang und vollkommen unbewohnt. Die Landschaft der Insel ist gekennzeichnet durch weitläufige Bergplateaus und weiche Hänge. Das Innere der Insel liegt unter einer dicken Eisschicht. Auf der Insel können eine alte Trapperhütte besichtigt sowie eine ausgedehnte Wanderung durch die karge Schönheit der Tundra unternommen werden. Im Anschluss lohnt sich eine Fahrt mit den Zodiacs zur Diskobucht. Diese ist jedoch auch immer stark abhängig von den Eisbedingungen vor Ort. Sollten Sie an Land gehen können, erwartet Sie eine wunderschöne Wanderung zu zahlreichen Vogelkolonien. An den Nistplätzen warten bereits Polarfüchse und Eisbären auf leichte Beute für sich und ihren Nachwuchs.

Von hier aus geht es mit dem Schiff dann weiter nach Südspitzbergen. Hier befindet sich der Hornsund, der vor allem durch seine zahlreichen Fjorde mit Gletschern, die sich die Hügel hinab Richtung Meer schieben, begeistert. Zusammen mit den über 1400 Meter hohen Bergen und den geologischen Formationen in dieser fantastischen Landschaft bilden sie eine arktische Traumkulisse. Ganz in der Nähe einer polnischen Forschungsstation tummeln sich riesige Populationen von Seevögeln, die beobachtet werden können.

Von hier aus nimmt das Expeditionsschiff dann wieder Kurs auf Longyear­byen. Ein letzter Landgang wird jedoch oft noch an der Mündung des Van-Keulenfjords gemacht. Dort zeugen zahlreiche Skelette von Weißwalen von der düsteren Zeit des Walfangs im  20. Jahrhundert.